Häusliche Gewalt erkennen und überwinden: Hilfe für Betroffene und Angehörige
Wenn Liebe weh tut: Häusliche Gewalt verstehen und erkennen
„Die Würde des Menschen ist unantastbar“ (Art. 1 GG). „Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich“ (Art. 2 Satz 2 GG). Trotz dieser Grundrechte erleben viele Menschen Gewalt in ihren eigenen vier Wänden. Häusliche Gewalt ist kein Einzelfall, sondern traurige Realität in vielen Familien und Partnerschaften.
Vielleicht kennen Sie das: Ein Streit eskaliert, Worte verletzen, manchmal fliegen sogar Gegenstände oder es kommt zu körperlichen Übergriffen. Danach folgen oft Entschuldigungen, Versprechen, dass es nie wieder passiert – bis zum nächsten Mal. Dieser Kreislauf ist typisch für Gewalt in der Familie.
Warnsignale erkennen: Erste Anzeichen von Gewalt in Beziehungen
Häusliche Gewalt beginnt selten mit einem Schlag. Oft entwickelt sie sich schleichend. Achten Sie auf diese Warnsignale:
- Ihr Partner kontrolliert, mit wem Sie sprechen oder wohin Sie gehen
- Sie werden häufig kritisiert oder vor anderen bloßgestellt
- Sie haben Angst, Ihre Meinung zu äußern
- Ihr Partner wird schnell wütend oder eifersüchtig
- Sie fühlen sich isoliert von Freunden und Familie
- Finanzielle Entscheidungen werden ohne Sie getroffen
Formen häuslicher Gewalt: Mehr als nur Schläge
Häusliche Gewalt hat viele Seiten – nicht alle sind sichtbar
Häusliche Gewalt oder Partnergewalt tritt auf, wenn innerhalb einer häuslichen Gemeinschaft – sei es in einer Ehe, Lebenspartnerschaft oder Beziehung – Grenzen überschritten werden. Dies gilt auch, wenn die Beziehung gerade endet oder die Trennung noch nicht lange zurückliegt.
Der Bundesgerichtshof definiert Gewalt als „körperlich wirkender Zwang durch die Entfaltung von Kraft oder durch sonstige physische Einwirkung, die nach ihrer Intensität dazu geeignet ist, die freie Willensentschließung oder Willensbetätigung eines anderen zu beeinträchtigen“. Doch Gewalt hat viele Gesichter:
Körperliche Gewalt: Wenn Worte nicht mehr reichen
Körperliche Gewalt ist die sichtbarste Form und umfasst:
- Schubsen und Stoßen
- Treten und Schlagen
- Ohrfeigen und Anspucken
- Kratzen und Beißen
- Festhalten gegen den Willen
- Einsperren oder Aussperren
- Würgen oder andere lebensbedrohliche Angriffe
Auch wenn keine sichtbaren Spuren zurückbleiben – jeder körperliche Übergriff ist eine Verletzung der persönlichen Grenzen und kann strafbar sein.
Psychische Gewalt: Unsichtbare Wunden, die tief gehen
Psychische Gewalt hinterlässt keine blauen Flecken, kann aber ebenso verletzend sein:
- Ständiges Beleidigen und Beschimpfen
- Systematisches Kritisieren und Abwerten
- Demütigen vor anderen
- Drohen und Einschüchtern
- Erpressen und Manipulieren
- Überwachen und Ausspionieren
- Androhen von weiterer Gewalt
Diese Form der Gewalt wird oft unterschätzt, kann aber zu schweren psychischen Problemen wie Depressionen, Angststörungen und Traumata führen.
Sexualisierte Gewalt: Wenn Intimität zum Zwang wird
Sexualisierte Gewalt umfasst alle sexuellen Handlungen, die einer Person aufgezwungen werden. Viele Betroffene schweigen aus Scham darüber. Wichtig zu wissen: Seit 1977 gilt in Deutschland der erzwungene Beischlaf auch in der Ehe als Vergewaltigung nach § 177 StGB. Niemand – auch nicht Ihr Ehepartner – hat ein „Recht“ auf sexuelle Handlungen mit Ihnen.
Soziale Gewalt: Isolation als Kontrollmittel
Bei sozialer Gewalt wird die persönliche Freiheit eingeschränkt durch:
- Isolation von Freunden und Familie
- Überwachung und extreme Eifersucht
- Verbot von sozialen Kontakten
- Einschränkung der beruflichen Entwicklung
- Kontrolle über Kleidung, Medienkonsum und Alltagsentscheidungen
Ökonomische Gewalt: Wenn Geld zur Waffe wird
Ökonomische Gewalt bedeutet finanzielle Kontrolle und Abhängigkeit:
- Vorenthalten von Geld für notwendige Ausgaben
- Verbot einer Erwerbstätigkeit
- Verschuldung des Partners ohne dessen Wissen
- Vollständige Kontrolle über gemeinsame Finanzen
Reproduktive Gewalt: Kontrolle über Körper und Fortpflanzung
Reproduktive Gewalt ist eine oft übersehene Form der häuslichen Gewalt, die die sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung einer Person durch Zwang, Manipulation oder Gewalt einschränkt. Diese Form der Gewalt greift tief in die persönlichsten Entscheidungen eines Menschen ein:
- Erzwungene Schwangerschaften gegen den Willen der Partnerin
- Erzwungene Schwangerschaftsabbrüche
- Vorenthalten von Verhütungsmitteln oder Sabotage von Verhütung
- Druck zur Sterilisation oder Verhinderung gewünschter Sterilisation
- Verweigerung medizinischer Versorgung im Zusammenhang mit reproduktiver Gesundheit
Diese Form der Gewalt ist besonders rücksichtslos, da sie langfristige und oft lebenslange Konsequenzen haben kann. Sie verletzt das grundlegende Menschenrecht auf körperliche Selbstbestimmung und kann zu schweren psychischen und physischen Traumata führen.
Digitale Gewalt: Neue Technologien, alte Muster
In unserer vernetzten Welt nimmt auch digitale Gewalt zu:
- Überwachung des Smartphones und der Online-Aktivitäten
- Ständige Kontrollanrufe und Nachrichten
- Zugriff auf private Kommunikation
- Einsatz von Spionage-Apps oder versteckten Kameras
- Verbreitung intimer Bilder ohne Einwilligung
Häusliche Gewalt in Deutschland: Fakten und Zahlen
Gewalt in der Familie: Wachsende Tendenz
Die Statistik des Bundeskriminalamtes für 2023 zeigt einen beunruhigenden Trend: 256.276 Fälle häuslicher Gewalt wurden registriert – ein Anstieg von 6,5% gegenüber dem Vorjahr (2022: 240.547). Besonders betroffen sind Frauen, die 70,5% der Opfer ausmachen. 29,5% der Betroffenen sind männlich.
Allein in Nordrhein-Westfalen wurden 2023 über 65.000 Fälle häuslicher Gewalt erfasst, wobei auch hier 70% der Opfer Frauen waren.
Die Dunkelziffer: Wenn Schweigen zur Gefahr wird
Experten gehen davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen deutlich höher liegen. Viele Menschen zeigen die Gewalt nicht an – aus Scham, Angst oder weil sie die Situation nicht als Gewalt erkennen. Traditionelle Rollenbilder, gesellschaftliche Tabus und die Angst vor den Konsequenzen halten viele davon ab, Hilfe zu suchen.
Recht und Schutz: Häusliche Gewalt ist keine Privatsache
Gewalt ist in Deutschland strafbar – auch wenn sie hinter verschlossenen Türen stattfindet. Es gibt verschiedene gesetzliche Grundlagen, die Betroffenen schützen:
Strafbare Handlungen im Kontext häuslicher Gewalt
- Körperverletzung (§ 223 StGB)
- Vergewaltigung und sexuelle Nötigung (§ 177 StGB)
- Nötigung (§ 240 StGB)
- Stalking (§ 238 StGB)
Bei gefährlicher oder schwerer Körperverletzung muss die Polizei auch ohne Anzeige tätig werden.
Was gilt als Körperverletzung?
Eine Körperverletzung liegt vor, wenn jemand einem anderen körperliche Schmerzen zufügt oder dessen Gesundheit schädigt. Dabei muss es nicht zu sichtbaren Verletzungen kommen:
- Bereits ein leichter Schlag, der Schmerzen verursacht, kann eine Körperverletzung sein
- Blaue Flecken oder andere Spuren sind nicht zwingend erforderlich
- Auch eine Ohrfeige oder ein Stoß kann strafbar sein
- Bei schwereren Verletzungen wie Knochenbrüchen kann es sich um eine gefährliche oder schwere Körperverletzung handeln
Wege aus der Gewalt: Hilfe und Unterstützung für Betroffenen
Hilfe finden: Diese Anlaufstellen unterstützen die Opfer
Wenn Sie von häuslicher Gewalt betroffen sind, gibt es Wege aus dieser Situation. Sie sind nicht allein, und Sie müssen die Gewalt nicht hinnehmen.
Sofortmaßnahmen bei akuter Gefahr
- Rufen Sie die Polizei: Notruf 110
- Verlassen Sie wenn möglich die gefährliche Situation
- Suchen Sie Schutz bei Vertrauenspersonen oder in einem Frauenhaus
- Dokumentieren Sie Verletzungen (z.B. durch Fotos oder ärztliche Atteste)
- Weißer Ring: 116 006 oder www.weisser-ring.de
Beratung und langfristige Unterstützung
- Telefonseelsorge: 0800-1110111 (kostenlos & anonym)
- Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: 08000-116016 (mehrsprachig)
- Lokale Beratungsstellen in Ihrer Nähe
Tipp für Paare: Gewaltfreie Kommunikation lernen
Wenn Ihre Konflikte in Gewalt eskalieren, aber Sie an Ihrer Beziehung arbeiten möchten, gibt es Wege, gewaltfreie Kommunikation zu erlernen. In einer Paarberatung können Sie:
- Gesunde Emotionsregulation entwickeln
- Konflikte konstruktiv lösen
- Bedürfnisse klar kommunizieren
- Grenzen respektieren lernen
Tipp für Täter: Verantwortung übernehmen
Wenn Sie selbst gewalttätig geworden sind, ist der erste Schritt, Verantwortung für Ihr Handeln zu übernehmen. Es gibt spezialisierte Beratungsstellen und Trainingsprogramme, die Ihnen helfen können, Ihr Verhalten zu ändern.
Gewalt in der Familie: Fallbeispiel aus meiner Paartherapie
Hinzu kommt, dass Katharina finanziell und persönlich stark von Gregory abhängig ist. Sie beherrscht die deutsche Sprache noch nicht sicher und ist bislang kaum in die Gesellschaft integriert.
Die Spannungen zwischen ihnen eskalierten immer wieder – bis hin zu psychischen und physischen Gewaltausbrüchen. Beide Partner kennen solche Muster bereits aus ihren Herkunftsfamilien: In einer Familie wurde der Vater gegenüber der Mutter und den Kindern handgreiflich, in der anderen griffen sich die Eltern gegenseitig verbal an, bis die Auseinandersetzungen körperlich wurden.
Lösungen im Rahmen der Paarberatung Paartherapie in Köln
- Beide Partner unterzeichnen eine Gewaltverzichtserklärung.
- Gemeinsam schauen wir uns die bestehenden Konflikte an – das Paar lernt, gewaltfrei zu kommunizieren.
- Wir analysieren die Konfliktdynamik und arbeiten gezielt daran, sie zu verändern.
- Ich vermittle Werkzeuge, mit denen Emotionen besser reguliert werden können.
- Wir erarbeiten gemeinsam effektive Strategien zur Konfliktbewältigung.
- Das Paar lernt, Bedürfnisse offen auszutauschen und aufeinander einzugehen – ohne Gewalt.
- Neue Lösungsansätze werden in Rollenspielen praktisch eingeübt.
- Übertragungsprozesse aus früheren Beziehungserfahrungen stoppen wir mithilfe gezielter Übungen und Hypnose.
- Ich unterstütze dabei, Wege aus emotionaler oder finanzieller Abhängigkeit zu finden – mit dem Ziel einer gleichberechtigten Partnerschaft.
Mit meiner Paartherapie in Köln biete ich einen geschützten Raum, in dem Veränderungen möglich werden – wertschätzend, klar und auf Augenhöhe.
Kommen Sie zum Erstgespräch. – Ich berate Sie gerne!
Prävention: Gewalt verhindern, bevor sie entsteht
Illustration einer gesunden Beziehungsdynamik mit Symbolen für Respekt, Gleichberechtigung und offene Kommunikation
Gesunde Beziehungen basieren auf Respekt, Gleichberechtigung und offener Kommunikation.
Gewaltprävention beginnt mit Bewusstsein und Aufklärung. Sprechen Sie über das Thema, machen Sie es sichtbar. Unterstützen Sie Betroffene in Ihrem Umfeld, indem Sie zuhören und Hilfsangebote vermitteln. In Schulen, Vereinen und am Arbeitsplatz können Präventionsprogramme dazu beitragen, ein Bewusstsein für gesunde Beziehungen zu schaffen und Warnsignale frühzeitig zu erkennen.
Gesunde Beziehungen fördern
Eine gesunde Beziehung basiert auf:
- Gegenseitigem Respekt
- Gleichberechtigung
- Offener Kommunikation
- Vertrauen und Unterstützung
- Akzeptanz von Grenzen
- Gemeinsamen und individuellen Interessen
Paarberatung-Tipps für die Partnerschaft
Schreiben Sie Ihre typischen Gedanken im Trigger Fall um! Ziel: Verzerrte oder destruktive Denkmuster identifizieren und durch realistischere ersetzen. Beispiel: Jemand denkt: „Mein/e PartnerIn respektiert mich nicht, wenn er/sie mir widerspricht.“ Umschreibung: „Mein/e PartnerIn hat eine eigene Meinung – das bedeutet nicht, dass er/sie mich ablehnt.“
Lernen Sie, Ihre Emotionen gewaltfrei zu regulieren! Techniken wie Atemübungen mit Anker (mehr Konfliktlösungen erfahren), Selbstinstruktion („Stopp, nachdenken, reagieren“) helfen, impulsive Gewaltreaktionen zu verhindern.
Üben Sie regelmäßig, sich anders zu verhalten!
Übung: Stop-Technik Ziel: Impulsive Reaktionen unterbrechen und alternative Verhaltensweisen entwickeln. Ablauf:
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- Der Partner, der zur Aggression neigt, übt, einen „mentalen Stopp“ zu setzen, bevor er reagiert.
- Er zählt innerlich bis 10, atmet tief durch oder verlässt kurz die Situation.
- Er reflektiert: „Was würde eine konstruktive Reaktion sein?“
- Erst danach spricht er sein Anliegen in Ich-Botschaften aus.
Beobachten Sie Ihre Reaktionen und führen Sie ein Tagebuch! Das Führen von Aggression-Tagebuch hilft, Auslöser und Muster zu erkennen. Notieren Sie:
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- Was hat mich in der Situation getriggert?
- Was habe ich gefühlt?
- Wie habe ich reagiert?
- Wie könnte ich anders (gewaltfrei) reagieren?
-
- 🟢 Grün – Entspannt: Keine Aggression vorhanden. Strategie: Offene Kommunikation, Zeit miteinander genießen.
- 🟡 Gelb – Erste Anzeichen von Ärger: Wut, erhöhter Puls, negative Gedanken. Strategie: Tief durchatmen, Raum verlassen, Gedanken umstrukturieren.
- 🔴 Rot – Explosive Wut: Kontrollverlust, Gefahr von Gewalt. Strategie: Sofort aus der Situation gehen, Notfallplan nutzen.
Entwickeln Sie ein eigenes individuelles Ampelsystem und notieren Sie, welche Reaktionen in den einzelnen Stufen hilfreich wären.
Entwickeln Sie einen Notfallplan für akute Eskalationen Übung: „Was tue ich, wenn es eskaliert?“ Ziel: Einen Plan entwickeln, um Gewalt zu vermeiden. Schritte:
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- Frühe Anzeichen erkennen:
- Welche Situationen führen oft zu Eskalationen?
- Wie fühlt sich mein Körper dabei an?
- Notfallmaßnahmen definieren:
- Ich verlasse die Situation für mindestens 30 Minuten.
- Ich rufe eine Vertrauensperson oder eine Beratungsstelle an.
- Ich atme bewusst 10-mal tief durch.
- Sich selbst beruhigen:
- „Ich bin verantwortlich für mein Verhalten.“
- „Ich kann mich entscheiden, friedlich zu handeln.“
- Frühe Anzeichen erkennen:
Warum Menschen gewalttätig werden: Den Kreislauf verstehen
Der Teufelskreis der Gewalt: Verstehen, wie häusliche Gewalt sich entwickelt
Gewalt in Beziehungen hat viele Ursachen. Oft ist sie ein erlerntes Verhalten – wer als Kind Gewalt erlebt oder beobachtet hat, läuft Gefahr, dieses Muster später zu wiederholen. Viele Paare erleben Gewalt, weil ihnen gesunde Konfliktlösungsstrategien fehlen.
Der Teufelskreis der Gewalt
Hinter gewalttätigem Verhalten stehen oft unerfüllte Bedürfnisse und mangelnde Fähigkeiten zur Emotionsregulation. Wenn Wut oder Ärger aufkommen, fehlen gesunde Strategien, um mit diesen Gefühlen umzugehen. Stattdessen entlädt sich die Emotion in Gewalt.
Wir alle haben die Wahl, wie wir auf emotionale Trigger reagieren – ob auf gesunde Weise durch Kommunikation und Selbstreflexion oder auf ungesunde Weise durch Gewalt.
Geschlechtsspezifische Aspekte der häuslichen Gewalt
Studien zeigen interessante Muster: Frauen werden häufig dann gewalttätig, wenn sie selbst Gewalt erfahren haben – oft aus Selbstverteidigung oder Angst. Männer hingegen setzen Gewalt eher strategisch ein, um Kontrolle auszuüben.
Bestimmte Gewaltformen wie Stalking, Zwangskontrolle und sexualisierte Gewalt werden überwiegend von Männern gegenüber Frauen ausgeübt. Besonders gefährliche Gewaltmuster wie „Intimate Terrorism“ – systematische, kontrollierende Gewalt – gehen fast ausschließlich von Männern aus.
Gewalt kennt keine sexuelle Orientierung
Auch in gleichgeschlechtlichen Beziehungen kommt Gewalt vor. Die Dynamiken ähneln denen in heterosexuellen Beziehungen, wobei besonders psychische und sexualisierte Gewalt ein Problem darstellen. Viele Betroffene erkennen die Übergriffe nicht als Gewalt oder scheuen sich, Hilfe zu suchen – auch aus Angst vor Vorurteilen.
Gesellschaft und Gewalt: Wie Kultur unsere Beziehungen prägt
Unsere Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit beeinflussen, wie wir mit Konflikten umgehen. Jungen lernen oft früh, sich körperlich zu behaupten, während Mädchen eher zu verbalen Strategien erzogen werden.
Der Forscher Jeff Hearn zeigt, dass häusliche Gewalt eng mit gesellschaftlichen Rollenbildern verknüpft ist. Manche Männer fürchten um ihren Status, wenn sie ihre Partnerin nicht „kontrollieren“ können. Ihre Vorstellung von Männlichkeit ist mit Macht verbunden, und Gewalt wird als legitimes Mittel gesehen, diese Macht zu erhalten.
Kulturelle Normen und ihre Auswirkungen
In vielen Kulturen wird Liebe mit Dominanz und Abhängigkeit verbunden. Diese Vorstellungen prägen, wie Paare ihre Beziehung gestalten. Zwei gesellschaftliche Faktoren spielen dabei eine besondere Rolle:
- Traditionelle Erwartungen an Männer, die mit Macht und Privilegien verbunden sind
- Die subtile Abwertung von Frauen, die trotz aller Fortschritte noch immer existiert
Auch institutionelle Strukturen tragen dazu bei: Wenn häusliche Gewalt von Polizei und Justiz nicht konsequent verfolgt wird, verstärkt dies die Botschaft, dass es sich um eine „Privatangelegenheit“ handelt.
Brauchen Sie Unterstützung in Ihrer Beziehung? Dann melden Sie sich gern bei mir!
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Textquellen:
- Frauen gegen Gewalt e.V. – Merkmale und Tatsachen häuslicher Gewalt
- BGH NJW 1995, 2643
- Juraforum – Definition von Gewalt
- Bundeskriminalamt – Lagebild Häusliche Gewalt 2023 (PDF)
- Polizei NRW – Lagebild Häusliche Gewalt 2023 (PDF)
- Marshall, W. L., & Marshall, L. E. (2014). The Treatment of Aggressive Behavior: Cognitive and Behavioral Approaches.
- Caldwell, J. E., Swan, S. C., & Woodbrown, V. D. (2012). Gender Differences in Intimate Partner Violence Outcome. Psychology of Violence, 2(1), 42–57. https://doi.org/10.1037/a0026296
- Donovan, C., Hester, M., Holmes, J., & McCarry, M. (2006). Comparing Domestic Abuse in Same Sex and Heterosexual Relationships. Studie, Economic & Social Research Council
- Hagemann-White, C., Kavemann, B., Kindler, H., Meysen, T., Puchert, R., Busche, M., Grafe, B., & Schmitz, K. (2011).
- Human Consultancy – Genese von Täterschaft
- Donovan, C. & Hester, M. (2014). Domestic Violence and Sexuality: What’s Love Got to Do with It? Bristol: Policy Press.
- Hearn, J. & Whitehead, A. (2006). Collateral damage: Men’s ‘domestic’ violence to women seen through men’s relations with men. Journal of Community and Criminal
Bildquellen:
www.freepik.com Fotos in den Abschnitten „Was gilt als Körperverletzung?“, „Gewalt in der Familie:..“, „Prävention:…“